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»Wir müssen bis 2029 kriegstüchtig sein«, sagte der SPD-Politiker Boris Pistorius bei einer Regierungsbefragung im Bundestag

Deshalb hier mal eine kleine Analyse zu möglichen Implikationen und Realitäten eines Kriegs mit Russland. Hier sind einige zusätzliche Überlegungen, die die strategischen, geopolitischen und praktischen Aspekte beleuchten:

 

1. Geopolitische Realität eines Kriegs:

 

Austragungsort: Ein Krieg zwischen der NATO und Russland würde vermutlich auf europäischem Boden ausgetragen werden, was Deutschland und andere europäische Länder direkt betreffen würde. Ein solcher Konflikt würde erhebliche Zerstörungen und humanitäre Katastrophen verursachen.

 

Schlachtfeld Europa: Europa wäre das primäre Schlachtfeld, und Deutschland als zentrales NATO-Mitglied könnte stark betroffen sein. Die geografische Nähe zu Russland und die Rolle als NATO-Drehscheibe machen Deutschland besonders anfällig.

 

2. Nukleare Dimension:

 

Nukleare Eskalation: Ein konventioneller Krieg zwischen der NATO und Russland birgt immer das Risiko einer nuklearen Eskalation. Russland besitzt ein bedeutendes Arsenal an Nuklearwaffen, und die Doktrin zur nuklearen Abschreckung könnte in einem Konflikt zu einem Einsatz führen.

 

Existenzielle Bedrohung: Ein nuklearer Krieg würde die Existenz Deutschlands und vieler anderer Länder infrage stellen. Die verheerenden Auswirkungen wären global und würden nicht nur die Kriegsparteien betreffen.

 

3. Strategische und wirtschaftliche Überlegungen:

 

Nutznießer eines Kriegs: Es ist schwer vorstellbar, dass irgendein Land von einem groß angelegten Krieg profitieren würde. Die wirtschaftlichen, humanitären und ökologischen Kosten wären immens. Die Vorstellung, dass ein Krieg langfristige strategische Vorteile bringen könnte, ist äußerst fragwürdig.

 

Wirtschaftlicher Schaden: Deutschland ist eine der größten Volkswirtschaften der Welt, und ein Krieg würde die wirtschaftliche Infrastruktur erheblich schädigen, wenn nicht sogar zerstören. Die globalen Märkte wären ebenfalls betroffen, was zu einem weltweiten wirtschaftlichen Abschwung führen könnte.

 

4. Militärische Fähigkeit und Bündnisse:

 

NATO-Bündnisfähigkeit: Die NATO ist ein starkes Militärbündnis, aber ein konventioneller Krieg mit Russland wäre äußerst komplex und riskant. Die militärischen Fähigkeiten und die Logistik eines solchen Konflikts wären enorm.

 

China als Faktor: Die Rolle Chinas in einem möglichen Konflikt ist ein kritischer Faktor. Wenn China Russland militärisch unterstützen würde, würde dies die geopolitische Lage drastisch verändern und die Chancen der NATO auf einen Sieg weiter verringern.

 

5. Alternative Strategien:

 

Abschreckung und Diplomatie: Anstatt auf Kriegsvorbereitungen zu setzen, sollte der Fokus auf Abschreckung und Diplomatie liegen. Die Vermeidung eines Kriegs durch starke Verteidigungsbereitschaft und gleichzeitig diplomatische Bemühungen ist der sicherste Weg.

 

Konfliktvermeidung: Langfristige Strategien zur Konfliktvermeidung und zur Förderung von Stabilität und Frieden in Europa sind entscheidend. Dazu gehören wirtschaftliche Zusammenarbeit, Dialog und Vertrauensbildung.

 

Zusammengefasst ist die Aussage von Verteidigungsminister Pistorius vor dem Hintergrund der realen Konsequenzen eines Kriegs mit Russland hochgradig problematisch. In einem Krieg mit Russland kann Deutschland alles verlieren und nichts gewinnen. Die Risiken und potenziellen Schäden eines solchen Konflikts sind so erheblich, dass sie jede mögliche strategische oder politische Motivation überwiegen.

 

Statt auf eine "Kriegstüchtigkeit" zu setzen, sollte die Priorität auf der Stärkung der Verteidigungsbereitschaft und der Förderung von Diplomatie und friedlichen Lösungen liegen.

 

Robert Jungnischke, Präsident der CERT-Europe Association

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